Das Gasthaus

Das menschliche Dasein ist ein Gasthaus.
Jeden Morgen ein neuer Gast.

Freude, Depression und Niedertracht -
auch ein kurzer Moment von Achtsamkeit kommt als unverhoffter Besucher.

Begrüsse und bewirte sie alle.
Selbst wenn es eine Schar von Sorgen ist, die gewaltsam Dein Haus seiner Möbel entledigt,
selbst dann behandle jeden Gast ehrenvoll.
Vielleicht reinigt er Dich ja für neue Wonnen.

Dem dunklen Gedanken, der Scham, der Bosheit -
begegne ihnen lächelnd an der Tür und lade sie zu Dir ein.

Sei dankbar für jeden, der kommt,
denn alle sind zu Deiner Führung
geschickt worden aus einer anderen Welt.
— Maulana Dschelaleddin Rumi

Genau wie in dem Gedicht “das Gasthaus” geht es mir in der Therapie darum, allen Gefühlen Platz zu lassen. Sich mit ihnen auszusprechen, sie nach ihren Absichten zu fragen, sich mit ihnen zu versöhnen. Sie lieben und integrieren zu lernen. Scham, Angst, Liebe, Wut, Mitgefühl, Schuld, Freude. Alles hat seinen Sinn. Auch wenn wir es uns meist gewohnt sind, Gefühle als positiv oder negativ zu werten, hat jedes Gefühl seine Wichtigkeit. Gefühle selbst kennen kein positiv oder negativ, sie sind einfach da, um gefühlt zu werden. Das darf sich angenehm oder unangenehm anfühlen und soll auch nicht schön geredet werden müssen. Gefühle dürfen schön sein. Sie dürfen weh tun. Wir können sie annehmen und gleichzeitig nicht mögen. Geben wir ihnen Platz, entspannen wir uns, selbst wenn es sich unschön anfühlt. Wir lernen sie als wichtige Helfer in unserem Alltag wahrzunehmen. Sie sind da, um uns auf etwas aufmerksam zu machen. Uns unsere Bedürfnisse in Erinnerung zu rufen. Unsere Grenzen zu wahren. Uns anzutreiben, für etwas zu kämpfen. Uns das Leben lebendiger zu machen!

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